Chronik

Die Vereinsgründung

Zwischen 1850 bis zum Ende des 19. Jhd. bestimmten vor allem Turnvereine das sportliche Geschehen in Halle und im vormaligen Saalkreis, zu dem Nietleben damals noch gehörte. So wurde Ostern 1879 der Turnerbund an der Saale gegründet, die erste Vereinigung hallescher Turnvereine, zu dem auch der Nietlebener Turnverein gehörte. Ausgang des 19. Jhd. machte auch eine andere Sportart zunehmend von sich Reden.
Der Fußball als Mannschaftssport rückte immer mehr in den Vordergrund und es kam zur Gründung neuer Vereine, die das Spiel mit dem Lederball organisiert betrieben. So wurden auch in Nietleben die Zeichen der Zeit erkannt und am 06.06.1909 der Nietlebener Fußballclub „Askania“ von den Fußballenthusiasten gegründet. Der erste Vorsitzende, Franz Leonhardt, meldete den Verein beim Amtvorsteher E. Kersten in Zscherben an und reichte die Satzungen zur Genehmigung ein. Diese erhielt dann am 09.09.1909 ihre amtliche Bestätigung.

Von den Anfangsjahren bis zum Verbot 1933

Eines der größten Probleme war zunächst, einen geeigneten Platz zu finden, um die Spiele austragen zu können. So spielte man in den Brandbergen und danach in der Halleschen Straße auf dem Gelände der heutigen Firma Nittel. Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges wurden viele junge Männer zum Kriegsdienst herangezogen. Dies hatte natürlich auch Auswirkungen auf die Fußballvereine. Deshalb gab es von 1914 bis 1918 eine Spielunion zwischen dem Nietlebener Fußballclub „Askania“ und Ammendorf 1910. Die Heimspiele fanden im Wechsel in Nietleben und in Ammendorf statt. Außerdem wurde noch ein Platz in Passendorf unweit der Eselsmühle gebaut und für den Spielbetrieb genutzt.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde im Bruchfeld (jetziges Heidebad) ein Platz angelegt, doch schon nach dem ersten Spiel von der Grubenverwaltung gesperrt. Anfang der 20er Jahre spielte „Askania“ auch noch hinter dem Kirschberg in Richtung Bennstedt und hinter dem ehemaligen Zementwerk. Nach Organisation des Arbeitersports (etwa 1924) wurden dann die Plätze in der Heide gebaut, die noch heute dem Spielbetrieb dienen. Damals wurde ein Industriegleis vom Hettstedter Bahnhof zum Industriegebiet Pumpenwerke gelegt. Die Fußballer verluden den anfallenden Erdaushub auf Flachwagen, um diesen dann in Nietleben vom Gleis Nietleben-Dölau wieder zu entladen. Die Erde wurde auf Feldbahnschienen in Loren auf den unteren Sportplatz gefahren. Nun gehörte der ständige Transport aller Fußballutensilien endlich der Vergangenheit an, denn bis zu diesem Zeitpunkt mussten z.B. die Torpfosten, Querlatte, 14 Fahnen u.a.m. stets vor und nach dem Spiel auf- bzw. abgebaut werden.
1922 gründete sich neben „Askania“ noch die Spielvereinigung Nietleben (genannt „die Blümchen“) als Fußballverein. Diese hatten den oberen Platz gebaut und nutzten diesen für ihre Spiele. Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre war „Askania“ im Punktspielbetrieb integriert. Diese hießen damals noch „Serienspiele“ und Freundschaftsspiele wurden „Gesellschaftsspiele“ genannt. Dabei waren über 1.000 Zuschauer keine Seltenheit. Vor allem bei den Stiftungsfesten der Heidevereine strömten die Massen herbei. So wurde z.B. am 12.06.1932, als über 1.500 Zuschauer in Lettin den Begegnungen zwischen dem Gastgeber Dölau und Nietleben beiwohnten. Diese Veranstaltungen kann man heute getrost als Vorgänger des in den 50er Jahren aus der Taufe gehobenen „Heidepokals“ bezeichnen.
Askania spielte damals wie folgt:
Damm, Schütz, Weichert, Plato, Gasdorf, Schaaf, -Kobylka, Müller, Poblenz, Augustin, Berger
Der Spielführer hatte zur damaligen Zeit die Aufgabe, über jede Begegnung Buch zu führen und einen Spielbericht zu erstellen. Auch der Nietlebener Fußballclub „Askania“ wurde 1933 als Arbeitersportverein verboten und das Vermögen, die Spielgeräte etc. rechtswidrig beschlagnahmt.

Der Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg

Die ersten Jahre nach 1945 waren für den Sport nicht einfach, denn es gab für die Menschen hier ganz andere Probleme, die jeden Tag gelöst werden mussten. Einige Sportkameraden hatten im Krieg ihr Leben verloren, andere waren noch in Kriegsgefangenschaft. Trotzdem versuchten einige Sportkameraden wieder einen Sportverein aufzubauen. Der neue Verein sollte eigentlich „Komet“ heißen, doch die sowjetische Kommandantur als örtliche Vertretung der Besatzungsmacht stimmte dem nicht zu. Eine Sportgemeinschaft dufte aber kurz danach im Zusammenwirken mit einem Betrieb gegründet werden.
Das damalige Zementwerk wurde Trägerbetrieb und vom 01.06.1945 bis zum 30.09.1948 lief man als „Zenit(h)“ auf. Danach wurden die Bezeichnungen und auch die Trägerbetriebe noch öfter gewechselt. Nach „Zenith“ folgten „Aufbau“, „Chemie Halle-West“ „Motor Halle-West“ sowie ab Ende der 50er Jahre bis zur Wiedervereinigung Deutschlands „Medizin Halle“ Wichtig war es damals auch, die Nachwuchsarbeit wieder aufzubauen, um den Bestand der Herrenmannschaften für die nächsten Jahre sicher zu stellen.
Unter Trainer Erich Dittmar wurden die A-Junioren 1952 Pokalsieger. Die erste Herrenmannschaft spielte bis 1959 in der Bezirksklasse. Nach dem Abstieg dauerte es 20 Jahre bis man wieder in dieser Klassen um Punkte kämpfte. Auch die A-Junioren spielten einige Jahre in der Bezirksklasse und die Schülermannschaft hatte in Halle einen guten Ruf.

Was gibt es noch aus dieser Zeit zu berichten?

Aller 5 Jahre wurde das Gründungsjubiläum von „Askania 09“ begangen und ausgiebig von den Vereinsmitgliedern und ihren Gästen gefeiert. Auch der „Heidepokal“ wurde in den 50er Jahren zum ersten Mal ausgespielt und ist immer noch ein prestigeträchtiges Pokalturnier mit großem Zuschauerinteresse. Mit Sportkameraden aus der damaligen Bundesrepublik Deutschland hatte man ebenfalls Kontakt aufgenommen und es kam zu 3 freundschaftlichen Vergleichen mit dem VfL Bad Nauheim, sowie auswärts als auch in Nietleben. So weilte der VfL Bad Nauheim u.a. anlässlich der 1.000-Jahr-Feier von Halle vom 30.06. bis 03.07.1961 am Heiderand zu Gast. Danach war es durch den Mauerbau leider nicht mehr möglich, solche Begegnungen zu organisieren, geschweige denn durchzuführen.
Vergleich im Juni 1957: Motor Halle-West gegen VfL Bad Nauheim
Vergleich im Dezember 1958: VfL Bad Nauheim gegen Motor Halle-West

BSG Medizin Halle gegen VfL Bad Nauheim am 02.07.1961, Endstand 1:1 (3. Vergleich)
Außerdem gab es 1961 ein großes Pfingstturnier auf dem Sportplatz am Heiderand aus dem Medizin Halle als Sieger hervorging. Von 1974 bis 1989 gab es auch freundschaftliche Beziehungen und sportliche Vergleiche mit der ASG Vorwärts Stralsund, die in der damaligen DDR-Liga und zeitweise auch in der Oberliga erfolgreich dem runden Leder nachjagte. Ende der 70er Jahre gab es in Nietleben auch erstmals eine Frauenmannschaft, die aber nicht am Punktspielbetrieb teilnahm. Die Frauen trugen aber zu besonderen Anlässen Freundschaftsspiele auf dem Kleinfeld aus. In der Spielzeit 1979/80 errang Medizin Halle den Kreismeistertitel und stieg mit der ersten Herrenmannschaft in die Bezirksklasse auf. Nach 6 Jahren trat man aber wieder im Kreismaßstab an, denn nach der Saison 1985/86 verpassten die Stude-Schützlinge den Klassenerhalt ganz knapp. Am Ende fehlte ein einziger Punkt.
Die 90er Jahre

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands nahm der Verein den altehrwürdigen Namen mit kleinen Änderungen an, denn es trieben nicht nur Fußballer am Heiderand ihren Sport.
In der Saison 1994/95 holte die 1. Herrenmannschaft erstmals den Kreispokal nach Nietleben. Das Endspiel gegen die SG Einheit Halle endete 0:0 nach Verlängerung. Das anschließende Elfmeterschießen entschied „Askania“ jedoch für sich.
Die Kreisligasaison brachte den Bronzeplatz. Ein Jahr später ging es wieder einen Schritt aufwärts, doch zum Aufstieg reichte es leider noch nicht ganz. Dafür sorgte „Askania“ im Landespokoal für Furore. Bei über 200 gestarteten Mannschaften war Nietleben der einzige Kreisligist, der bis ins Viertelfinale vordringen konnte. Nach dem 3:1 nach Verlängerung in der 4. Hauptrunde war der Nietlebener SV erstmals auf der Videotext-Tafel des MDR zu lesen (am 16.12.1995 gegen GW Ilsenburg (Landesliga Mitte). Im Achtelfinale war der FSV Bennstedt am Heiderand zu Gast und wurde mit 2:0 bezwungen. So kam es im Viertelfinale zur Begegnung „David gegen Goliath“, sprich Nietleben gegen die damals beste Mannschaft von Sachsen-Anhalt, FSV Lok/Altmark Stendal. Beide Teams lockten über 1.500 Zuschauer an.Die Schützlinge von H. Stude mussten zwar die Überlegenheit des Regionalligisten anerkennen (Endstand 0:6, Halbzeit 0:1), was der guten Stimmung aber nicht schadete.
Die Saison 1996/97 brachte endlich den ersehnten Kreismeistertitel. Nach 24 Siegen, 5 Unentschieden und nur einer Niederlage (79:28 Tore) wartete nun die Landesklasse auf „Askania“.
Die Jahre ab 2000

In der Ladesklasse war „Askania“ bis zur Serie 2000/01 präsent. Dann konnte man allerdings den Abstieg nicht verhindern. Aber die Mannschaft blieb zusammen und holte im Folgejahr den Kreismeistertitel, das Recht zum sofortigen Wiederaufstieg. Nun gab es wieder Landesfußballflair am Heiderand und das bis zum heutigen Tag. Nach einer völlig verkorksten Saison 2006/07, als „Askania“ gerade noch dem Abstieg entgehen konnte, war das Spieljahr 2007/08 das erfolgreichste für die 1. Mannschaft. Nietleben belegte in der Landesklasse, Staffel 6, den 1. Tabellenplatz und stieg erstmals in der Vereinsgeschichte in die Landesliga auf. Im Stadtpokal konnte man den 2006/07 gewonnenen Cup erfolgreich verteidigen.
Erfolgreiche Nachwuchsarbeit als Grundpfeiler für sportliche Erfolge

Anfang der 90er Jahre war die Nachwuchsarbeit bei „Askania“ fast völlig zum Erliegen gekommen. Deshalb wurden ab 1995 verstärkt Kinder geworben, um die Nachwuchsarbeit langfristig als wichtige Stütze wieder zu beleben. So stiegen 1996/97 die ersten Mannschaften wieder in den Spielbetrieb ein und bereits 1 Jahr später hatte Nietleben alle Altersklassen besetzt.
Für eine riesige Überraschung sorgten die E-Junioren, als sie 1996/97 den Kreispokal an den Heiderand holen konnten. Doch das war nur der Beginn einer Erfolgsstory, denn damit hatte „Askania“ das Recht in der folgenden Saison im Landespokal zu starten. Nach Siegen bei Lok Aschersleben (2:0) wurden am Heiderand der VfL Gräfenhainichen (7:1) und auch der 1. FC Wernigerode (2:1) aus dem Pokal geworfen. Im Endspiel in Nienburg war am 01.05.1998 der FSV Lok/Altmark Stendal der Gegner. Durch Tore von M. Schulze (10. Minute) und ein Eigentor (12. Minute) lag „Askania“ zur Pause mit 2:0 vorn. Nach dem Wechsel gelang den Altmärkern nur noch der Anschlusstreffer zum 2:1 (30. Minute). So konnte erstmals ein Landespokal im „Askania“ Sportlerheim gezeigt werden.

Weitere Erfolge im Nachwuchsbereich

A-Junioren:
1996/97 Kreispokalsieger
1997/98 Kreismeister
1998/99-2000/01 Landesliga
2001/02 Verbandsliga und Kreispokalsieger
2002/03 Landesliga und Hallenkreismeister
2003/04-2004/05 Verbandsliga
2005/06 Landesliga

B-Junioren:
1998/99 Kreismeister
1999/2000-2004/05 Landesliga
2000/01 u. 2002/03 Kreispokalsieger

C-Junioren:
1999/2000 Kreismeister
2000/01-2002/03 Landesliga
2001/02 Kreispokalsieger
2003/04 Verbandsliga
2007/08 Stadtpokalsieger

D-Junioren:
1998/99 Kreismeister
1999/2000-2004/05 Landesliga

F-Junioren:
1997/98 Kreispokalsieger und Hallenmeister

Auch die Frauen stehen ihren „Mann“

1998 wurde beim Nietlebener SV auch eine Frauenmannschaft gegründet, die 1998/99 in den Spielbetrieb der Unionsliga Saalkreis/Halle integriert wurde. Anfangs noch etwas belächelt sind die „Askania“ Frauen eine feste Größe in ihrer Liga geworden. Der erste große Erfolg gelang bereits 1999/2000, als überraschend das Endspiel im Unionspokal erreicht wurde. Hier hatte man zwar gegen den BVB Halle 93 II, der sich mit einiger Spielerinnen aus der Regionsliga verstärkt hatte, keine Chance (0:12), lernte aber dazu. Auch 2003/04 standen die Frauen im Unionspokal-Endspiel. Leider unterlag man auch diesmal.
Doch beim dritten Anlauf im Endspiel klappte es. Am 09.05.2008 bezwang „Askania“ im Finale den SV BW Farnstädt mit 2:1 und holte auch diesen Pott an den Heiderand. Außerdem errang man noch die Vizemeistertitel auf dem Kleinfeld und in der Halle.

Spieler des Vereins, die es bis in die oberen Ligen schafften

Da sei zuerst Horst Schmidt genannt, der schon Ende der 40er Jahre bei Freiimfelde Halle das Tor hütete.
In den 60er Jahren folgte Klaus-Dieter Boelssen, der nach seiner Nietlebener Zeit beim Halleschen FC Chemie in der damaligen Oberliga als Stürmer erfolgreich den Ball führte.
Ihm folgte Steffen Karl, der in den 80er Jahren für den HFC Chemie spielte und nach der Einheit Deutschlands u.a. für Borussia Dortmund in der Bundesliga aktiv war.
Vorerst letzter in dieser Rubrik ist Christopher Schorch, der nach seiner Zeit bei den Junioren von „Askania“ Nietleben seinen Bundesligaeinstand dann bei Hertha BSC hatte bei den „Königlichen“ von Real Madrid verweilte und momentan beim 1. FC Köln unter Vertrag steht.